Die Frage, wie der Strommarkt der Zukunft organisiert sein soll, ist zu einem der beherrschenden Themen bei den Energieversorgern und der Politik geworden. Von der Entscheidung betroffen wird letztendlich jeder Stromkunde sein. Grund genug, dass wir uns alle dafür interessieren sollten.
Die Energiebranche steht vor einem umfassenden Umbruch. Nie gab es Herausforderungen in diesem Ausmaß. Erfreulicherweise wächst der Anteil der erneuerbaren Energien. Das bringt höhere Anforderungen an die Flexibilität des Strommarktes mit sich. Andererseits werden konventionelle Kraftwerke zunehmend unrentabel. Daher sinkt die Bereitschaft, in konventionelle Kraftwerke zu investieren. Aber gerade sie werden gebraucht, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wenn Sonne und Wind nicht genug Strom liefern. Hier kommt der Begriff des Strommarktdesigns ins Spiel. Für den Laien ist es ein sperriger Begriff, hinter dem eine Reihe von großen Fragen steht: Wie kann die Energiewende gelingen? Wie kann sie effektiv und kostengünstig umgesetzt werden? Wie kann eine umfassende Versorgungssicherheit gewährleistet werden? Was müssen wir tun, um die Akzeptanz für die Energiewende in der Bevölkerung zu erhalten?
Auf Einladung der SWK Stadtwerke Kaiserslautern diskutierten am 18. März 2015 Experten beim 7. Lautrer Energieforum über das sehr komplexe Thema des neuen Strommarktdesigns. Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt begrüßte im Kulturzentrum Kammgarn die Gäste. Sie zeigte sich erfreut, dass dem schwierigen Thema zum Trotz sich so viele Interessierte eingefunden hatten. Auch für die Umsetzung der Klimaschutzziele der Stadt Kaiserslautern sei das neue Strommarktdesign von großer Bedeutung. Denn von der Integration der regenerativen Energien in den Markt hänge viel ab.
In seiner Eröffnungsrede umriss Markus Vollmer, Vorstandsmitglied der SWK Stadtwerke Kaiserslautern, die politische Situation. Im April dieses Jahres werde das Weißbuch des Bundeswirtschaftsministeriums erwartet. Es soll Vorschläge für ein neues Strommarktdesign enthalten, die dann Eingang in die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes finden. Weiterhin beschrieb er die Situation des jetzigen Energiemarktes. „Es steht also zur Diskussion, ob eine Weiterentwicklung des bestehenden Strommarktes ausreicht oder ob wir ein neues Modell mit einem Kapazitätsmarkt brauchen“, so Vollmer.
Hinter dem Begriff Kapazitätsmarkt steht die Idee, dass Stromerzeuger nicht nur eine Vergütung für den gelieferten Strom erhalten, sondern auch für die Vorhaltung der Anlagen für den Fall, dass Sonne und Wind gerade mal keine oder nicht genügend Energie liefern.
Dr. Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator Energie und Klimapolitik am Öko-Institut e.V. in Berlin, stellte in seinem Vortrag mit dem Titel „Das Strommarktdesign der Energiewende“ die Frage: Wie können wir eine nachhaltige ökonomische Basis für ein regeneratives Energieversorgungssystem schaffen?
Dazu stellte er das in der Diskussion befindliche Modell des „fokussierten Kapazitätsmarktes“ vor. Das Modell sieht vor, dass nur solche Kraftwerke Erlöse erzielen, die einerseits Versorgungssicherheit garantieren und andererseits einer Vollversorgung durch erneuerbare Energien nicht im Wege stehen.
Dem stellte Christoph Kahlen, Leiter der Unternehmenskommunikation der Thüga München, das von der Thüga-Gruppe in die Diskussion eingebrachte „Integrated-Market-Model“ gegenüber. Dieses Modell basiert auf drei Säulen. Es sieht vor, die erneuerbaren und die konventionellen Energien in einem Markt zusammenzufassen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien geschieht im Wettbewerb. Die dritte Säule ist der Kapazitätsmarkt. In Stunden der „dunklen Flaute“, können Kraftwerke, Speicher oder die Nachfrageflexibilität der Kunden eine Leistungsreserve bilden. Das Modell nimmt den Kunden in die Pflicht. Er soll für sich entscheiden, welches Maß an Versorgungssicherheit für ihn notwendig ist.
Nach den Fachvorträgen und der von Holger Wienpahl, SWR, geleiteten lebhaften Podiumsdiskussion bedankte sich Markus Vollmer bei den Referenten und dem Moderator für die vielfältigen Denkanstöße. Nach dem Resümee der einzelnen Positionen gab Vollmer zu bedenken, dass sicherlich noch viele Diskussionen geführt werden müssten, bis man zu einem konsensfähigen Strommarktdesign komme. Dieses sollte die Umsetzung der Energiewende ökologisch und ökonomisch vertretbar voranbringen.